Geschichte des Hauses

Geprägt durch Jahrhunderte...

Am 12. Juni 1680, morgens 10 Uhr, brach in einer der Buden in der Blauturmstraße ein Brand aus, der sich durch starke südliche Winde zu einem Flächenbrand entwickelte. Er hinterließ quer durch die Innenstadt, von der Blauturmstraße über die Langenstraße, Ossenreyerstraße, Ravensbergerstraße, Mönchstraße, Mühlenstraße, Schillstraße, Knieperstraße und den Alten Markt, eine Schneise der Verwüstung. Sämtliche Gebäude der damals sogenannten Kettenstraße zwischen Ravensbergerstraße und Mühlenstraße, die 1869 zur Mönchstraße hinzugenommen wurde, lagen danach in Schutt und Asche. Es dauerte Jahrzehnte, bis an dieser Stelle wieder neue Häuser entstanden. Vor dem Brand stand auf dem Grundstück Mönchstraße 60 eine kleine Bude. Die Straße selbst war sehr eng und verlief von der Ecke der Ravensbergerstraße bis zur Mühlenstraße in einem leichten Bogen. 1706 erfolgte durch schwedische Vermesser eine Aufnahme der gesamten Innenstadt. Zu jener Straßenseite, auf der heute das Haus Nr. 60 steht, schrieben die Vermesser damals auf: „Der Platz No. 160 ist belegen in S. Georgen Viertheyl in der Kädstraßen, ist von denen wüsten Stellen in der Kädstraßen abgenommen, und soll davon die Kädstraße so viel breyter gemacht und verweytert werden“. Man nutzte somit die entstandene Situation, um die Straße zu verbreitern. Im Jahre 1706 stand also auf dieser Seite der Kettenstraße noch kein einziges neues Gebäude. Die schwedischen Vermesser vermerkten aber, dass die Nr. 61 schon in Bau begriffen war. Man kann davon ausgehen, dass auf dem benachbarten Grundstück nur kurze Zeit später ebenfalls ein neues, zunächst zweigeschossiges Haus errichtet wurde. Bauherr war ein Stralsunder Bürger namens Nicolaus Bruhn. Durch den Wegfall eines Teiles der Grundstücksfläche infolge der Verbreiterung der Straße blieb Nicolaus Bruhn nichts anderes übrig, als das Haus relativ schmal zu errichten. Zu den Eigentümern des Hauses in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörten der Kanzelist Christian Ehrenfried Steinmetz und Baron von Maklier, der von Geburt ein Schotte war, in schwedischen Diensten stand und in Stralsund vom König als Festungskommandant eingesetzt wurde. Sein Grab befindet sich in der Nikolaikirche. Am 30. Oktober 1764 erwarb der Packhausrevisor Michael Matthias Gräff das Haus. Danach wechselten die Besitzer recht häufig.

Übersicht zu den weiteren Eigentümern bis 1869:
Schiffer Johann Joachim Blandow ab 27. August 1795
Feldwebel Wilhelm Nicolaus Müller ab 2. November 1801
Makler Friedrich Christian Scheele ab 5. Januar 1804
Kaufmann J. F. Vogel ab 12. November 1821
Schiffszimmermann Andreas Matthias Rambohm ab 22. November 1822
Speisewirt Gottfried August Knaak ab 4. März 1823
Schneider Friedrich Franz Faris ab September 1826
Bäckergeselle Friedrich Schwarz ab 11. März 1830
Hausknecht Johann Karl Niemann ab 5. Dezember 1851
Rentier G. F. Henke ab 15. Februar 1855
Gutsbesitzer Carl Friedrich Stuth ab 21. Januar 1855
Rentier G. F. Henke ab 16. November 1859

Im Jahre 1869 erhält das Haus die heutige Nr. 60. Vorher lautete sie D 47. Der kleine Hof neben dem Gebäude war zum Bürgersteig hin durch eine Fachwerkwand abgegrenzt, die 1883 durch eine massive Mauer ersetzt wurde. In jenem Jahr entstand auch die Eingangstreppe mit den Granitstufen. Drei Jahre später erhielt das Haus ein weiteres Geschoss. 1909 wurde der Hof neben dem Haus überdacht. In der so entstandenen Werkstatt eröffnete Louis Lankrer 1910 eine Holzschuhfabrik, die 1919 von Willy Weitendorf übernommen wurde. Der Name der kleinen Firma lautete damals: Holzschuh- und Holzpantoffelfabrik Willy Weitendorf. Der „Fabrikant“ war ab dieser Zeit auch Eigentümer des Hauses. Er ließ im Jahre 1928 den Schaukasten rechts neben der Tür anbringen. Am 27. November 1945 übernahm Ernst Schwols die Holzschuh- und Holzpantoffelfabrik. Eigentümer des Hauses blieb aber Willy Weitendorf.

Mönchstraße zwischen Ravensbergerstraße und Mühlenstraße.

Das Bild muss um 1880 aufgenommen worden sein, denn das Haus Mönchstraße 60 besitzt noch zwei Geschosse. Erst 1886 erhielt es ein weiteres Geschoss. Links sehen Sie noch eine Pumpe. Eine Frau holt gerade Wasser.